Beides hat seine Daseinsberechtigung. Ähnlich wie Sterne Küche und Currywurst mit Pommes haben Exchange Traded Funds (ETFs) und Investmentfonds Vor- und Nachteile. 100%ig sicher ist weder ein ETF noch ein Investmentfonds. Wenn wir Risiken und Auswirkung kennen, lassen sich Investments bzw. Gewicht(ung) besser steuern.
Unwissenheit schützt vor Fehlern nicht
In den Gesprächen mit Bankberatern erschreckt es mich, wie wenig Vertrauen den Bankberatern entgegen gebracht wird und wie ahnungslos im Gegensatz Investments auf diversen Plattformen vorgenommen werden. Gerne möchte ich zum Nachdenken anregen.
Fangen wir mit ETFs an. Es gibt zwei Arten:
Physischen ETFs
Nahezu alle ETFs, die Indizes physisch abbilden, also die Wertpapiere möglicherweise direkt im eigenen Bestand halten, führen Wertpapier-Leihe-Geschäfte durch. Damit werden die geringen Kosten an anderer Stelle reingeholt. Im US-amerikanischen Raum gehört die Wertpapier-Leihe oft zur jeweiligen Fondsstruktur.
Dabei werden Wertpapiere dem Sondervermögen (Fonds) „entnommen“ und z.B. an einen Hedgefonds verliehen, die mit Leerverkäufen auf sinkende Kurse setzen. Durch die Gebühren aus der Leihe generieren Fondsgesellschaften zusätzliche Erträge.
Das zusätzliche Kontrahentenrisiko im Moment der Leihe entsteht für den ETF bzw. den privaten Investor, der das meist nicht kennt und im Zweifel auch nicht weiß, dass dies geschieht. Kann der leihende Hedgefonds bei Kündigung die Wertpapiere nicht zurückgeben, verzeichnet der ETF zum möglichen Kursrutsch zusätzliche Verluste, z.B. durch Zahlungsschwierigkeiten. Zahlungsschwierigkeiten entstehen gerne, wenn sich der Markt nach unten bewegt und viele Investoren verkaufen (sog. Flaschenhals-Situation).
In anderen Worten: Kann ein Entleiher seiner Verpflichtung zur Rückgabe nicht nachkommen und haben die gestellten Sicherheiten in der Zwischenzeit an Wert verloren, belasten die Verluste in der „Flaschenhals-Situation“ den Kurs zusätzlich.
Es lohnt sich der Blick in das Fondsprospekt bzw. in die Stammdaten. Hier sind Informationen enthalten, ob und mit welchen Quoten Wertpapier-Leihe und Absicherung möglich ist. Ferner sind dort Angaben über die Bonität der Entleiher und zu stellende Sicherheiten zu finden.
Synthetischen ETFs
Ein synthetischer ETF bildet den Referenz-Index nach, ohne im Portfolio die Basiswerte in physischen Aktien zu halten. Hier werden Derivate genutzt, um die Wertentwicklung des Index abzuzeichnen. Meistens handelt es sich um Tauschgeschäfte (engl. Swaps), die durch zusätzliche Sicherheiten (engl. Collateral) abgesichert werden.
Durch die jeweiligen Swap-Partner ergeben sich Kontrahenten-Risiken, d.h. die gewählten Partner können insolvent werden und für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen ausfallen.
Auch über die Wahl der Swap-Partner, deren Bonität und die Absicherung sind Informationen im Fondsprospekt bzw. den Stammdaten enthalten.
Die Unterlagen sind sehr umfangreich, trocken noch dazu. Ich verstehe jeden, der wenig Spaß hat, sich vertiefend damit zu beschäftigen. Es gibt einen „Short-Cut“ für alle, die sich mehr Sicherheit wünschen:
Die UCITS-Richtlinie der Europäischen Union
Die UCITS-Richtlinie wurde von der Europäischen Union zum Schutz von Anlegern erlassen (UCITS: Untertaktings for Collective Investment in Transferable Securities) und es gibt ETFs, die UCITS-konform aufgelegt und verwaltet werden (weitere Informationen zur Richtlinie findest Du u.a. auf der Seite des BAI Bundesverband für Alternative Investments).
UCITS-ETFs unterliegen damit der strengen Regulierung der europäischen Union mit einer Reihe von Vorteilen für private Anleger.
Vermögenswerte der Anleger werden u.a. als Sondervermögen getrennten vom Emittenten aufbewahrt. Das bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz des Emittenten das investierte Kapital der Anleger geschützt ist. Sie müssen ausreichend Liquidität stellen und jederzeit handelbar sein.
Die Richtlinie setzt auch voraus, dass Leihe- und Swap-Geschäfte nur in einem bestimmten Rahmen und mit entsprechender Bonität der Kontrahenten und Absicherung erfolgen dürfen.
Volatilität prüfen oder bei Deinem Berater erfragen
Verluste sind sowohl im ETF, als auch im Investmentfonds möglich. Beide unterliegen den Entwicklungen und Schwankungen im Markt. Wie sehr die Schwankungen möglich sind, weißt die Volatilität aus. Sie wird in einem Wert ausgewiesen und an ihr kannst Du erkennen, wie stark die Kurse von ETF oder Investmentfonds um ihren Mittelwert schwanken. Je höher der Wert ausgewiesen wird, desto riskanter ist das Investment in den betrachteten ETF oder Investmentfonds.
Was den Investmentfonds teuer macht, sich diese Kosten aber lohnen können, findest Du in einem gesonderten Artikel (Wann schlägt der Investmentfonds den ETF?).
Wie viel Sicherheit wünschst Du Dir?
Weißt Du, wo Du die Stammdaten findest bzw. wie Du die Info hinterfragen kannst, die Dir wichtig sind?
Mit wem tauscht Du Dich aus, bevor Du investierst?
Hast Du einen Bankberater, den Du fragen kannst? Oder möchtest Du mir weitere Fragen rund um das Thema Finanzen stellen?
Es geht nichts über ein persönliches Gespräch…